Chemnitzer Unternehmen und Institute auf dem Weg nach Mittelamerika

Digital Manufacturing für Rapid-Prototyping- und Produktentwicklung in El Salvador und Costa Rica (DMPaPP)

 

Im Programm delveloPPP.de (Public Private Partnerships) werden Entwicklungspartnerschaften initiiert, in denen Unternehmen und entwicklungspolitische Organisationen (DEG; GIZ; sequa) Projekte gemeinsam planen, finanzieren und umsetzen. Alle diese Organisationen arbeiten dabei im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ).

Durch Investitionen, Dienstleistungen und Ausbildungsprozesse erschließen sich die Firmen SITEC Industrietechnologie, CADsys GmbH Chemnitz und das Institut für innovative Technologien, ITW e.V. Chemnitz, bisher fremde Märkte und leisten dabei auch einen Betrag zur Armutsbekämpfung.

Länder wie El Salvador und Costa Rica zählen derzeit zu den ärmeren Regionen der Welt und sind eher durch Tourismus oder die Fußball-WM bekannt. Gleichzeitig zählen sie entwicklungspolitisch zu den dynamischen Regionen. Politik und Wirtschaft sind interessiert, vorhandene und meist veraltete Technologien schrittweise zu ersetzen, um die derzeitig international geringe Wettbewerbsfähigkeit auszubauen. Damit einhergehen muss die Entwicklung von qualifizierten Fachkräften. Auch die Schaffung von in den entwickelten Industrienationen vorherrschenden Hochschulstrukturen und deren Vernetzung mit der Industrie sind eine wesentliche Voraussetzung für den Ausbau der Wirtschaft.

Diese Defizite bilden gleichzeitig Chancen für ausländische Unternehmen und Einrichtungen, auch aus Sachsen.

Das Chemnitzer Konsortium setzt derzeit unter Führung der SITEC Industrietechnologie GmbH ein Projekt zur Einführung von Digital Manufacturing in beiden Ländern um. Partner im jeweiligen Land sind Universitäten des weltweiten Verbundes der Salesianer Don Bosco, die Universitäten UDB in El Salvador und CEDES in Costa Rica.

Das Don Bosco Netzwerk ist weltweit und damit in ganz Lateinamerika vertreten. Neben dem besonderen sozialen Engagement bietet dies auch eine einmalige Chance, auf diesem Kontinent Fuß zu fassen, so der Geschäftsführer des ITW, Dietmar Scholze. Wir betrachten dies als quasi Türöffner in weitere Märkte, insbesondere auch die entwickelten Länder wie beispielsweise Chile oder Brasilien.

Aus Sicht der Geschäftsleitungen SITEC und CADsys ist dies auch ein herausragendes Beispiel dafür, wie man unternehmerische Aktivität mit sozialem Engagement verbinden kann.

 

2017

Vom 04. bis 20. März 2017 weilte eine Delegation des ITW zum Experteneinsatz in El Salvador und Costa Rica.

Die feierliche Einweihung der beiden Hochtechnologie-Labore war eingebettet in ein umfassendes Wochenprogramm. Neben internationalen Fachtagungen in beiden Ländern stand eine Vielzahl von Gesprächen auf dem Programm. Im Wirtschaftsministerium El Salvadors fand ein umfassender Erfahrungsaustausch zu neuen Technologien und der Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft statt. Mögliche gemeinsame Projekte sind aktuell Gegenstand weiterer Gespräche. CINDE ist eines der führenden Consultingunternehmen im karibischen Raum und wichtiger Ansprechpartner für ausländische Unternehmern zu allen Fragen des Business in Costa Rica. Der Transfer modernster Technologien ist dabei Anliegen auch bei der Beförderung der heimischen Wirtschaftsstrukturen. Informationen und Diskussionen mit Organisationen der regionalen Wirtschaft, Unternehmerverbänden sowie Unternehmen direkt rundeten den Experteneinsatz ab. Der Landesdirektor der GIZ, Herr Jürgen Popp, würdigte das Engagement und die hohe Professionalität des sächsischen PPP-Bündnisses.

 

Als sehr eindrucksvoll für die sächsischen Experten stellte sich weiterhin dar, wie die regionalen Akteure modernste und globale Innovationen mit regionalen Traditionen zu vernetzen wissen. Das inbrünstige Mitsingen der Nationalhymne mit der Hand auf dem Herzen, einhergehend mit dem Erteilen des Segens auf das neueröffnete Labor durch einen katholischen Priester sind Beispiele, die für einen Deutschen im eigenen Land schwerlich vorstellbar, in Ländern Mittelamerikas jedoch selbstverständlich sind.

 

Weitere Informationen unter:

CEDES Webseite (spanisch)

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2016

In der Woche vom 05. bis 15. August weilten die Spezialisten aus El Salvador und Costa Rica zu einer vertiefenden Schulungs- und Transferphase in Chemnitz. Neben der Schulung in den benannten Technologien erfolgte der Erfahrungsaustausch zur Vernetzung von Forschung und Entwicklung mit Bildung, aber auch Technologietransfer und Dienstleistungen für die Wirtschaft. Gerade Chemnitz kann hier als best practice dienen, was die enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft anbelangt. In diesem Zusammenhang konnten die lateinamerikanischen Experten auch Erfahrungen zur betriebswirtschaftlichen Gestaltung entsprechender Kooperationen sammeln. Die Erstellung von Businessplänen ist ein wesentlicher Grundstein, um auch für Hochschuleinrichtungen und private Institute ein nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen. Besuche in sächsischen Unternehmen und im Kompetenzzentrum Industrie 4.0 für den Mittelstand am Institut für Betriebswissenschaften und Fabriksysteme der TU Chemnitz rundeten das Programm ab. Die Teilnehmer der Delegation konnten so direkt erleben, wie die theoretischen Ansätze und Strategien in der Praxis umgesetzt werden.

Die Gäste ließen es sich nicht nehmen, im Rahmen ihres Besuches das Don Bosco Jugendwerk in Burgstädt zu besuchen und auch mit dem Leiter des Don Bosco Hauses in Chemnitz, Pater Johannes Kaufmann, ins Gespräch zu kommen. Beide Häuser leisten einen wichtigen Beitrag in der beruflichen Bildung und Rehabilitation von Behinderten sowie der Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen in der Region. Auch hier wurde ein reger Erfahrungsaustausch geführt.

Einer der Höhepunkte war das gemeinsame Halten der Heiligen Messe durch den Salesianer Oscar Rodríguez aus El Salvador mit dem Pfarrer der Kirchgemeinde Maria Hilf zum sonntäglichen Gottesdienst.

 

Vom 11. bis 29. April 2016 wurden vor Ort durch Spezialisten des ITW folgende Komponenten für die Realisierung einer Prozesskette für 3D-Scan – 3D-Print installiert:

3D-Scanner
  • smartSCAN 3D von AICON 3D Systems (part of Hexagon)
    Flächenhaftes Streifenlichtprojektionssystem zur berührungslosen Erfassung von bis zu 2 Mio. Messpunkten pro Messaufnahme
    Messraum 205 x 150 x 120 mm, Punktabstand 0,125 mm
3D-Drucker
  • µPrint SE plus von Stratasys
    FDM-Technologie, schichtweiser Aufbau von ABS-Material
    Bauraum 203 x 203 x 152 mm, minimale Schichtstärke 0,252 mm

Bestandteil der Technik, um die 3D-Scandaten für den 3D-Druck aufzubereiten, aber auch für grundsätzliche Konstruktionsaufgaben, ist die Software Geomagic Design X.

mittelamerika_1-costarica_400x267Neben der Installation und Inbetriebnahme der gelieferten Hard- und Softwarekomponenten erfolgte die Einweisung und Schulung der beteiligten Lehrkräfte in die Geräte- und Softwaretechnik. Dabei wurden aus jedem Land jeweils 12 Ausbilder aus unterschiedlichen Fakultäten (Mechanik, Produkt-Design, Elektronik & Elektrotechnik) qualifiziert.

Die bisherigen Erfahrungen in der Zusammenarbeit sind durchweg positiv einzuschätzen. Die beiden ITW-Mitarbeiter Rico Bolz und Falk Mierisch sind vom Interesse und Engagement, sowie von der Herzlichkeit der lateinamerikanischen Partner begeistert.

 

 

Weitere Informationen unter:

Vorstellung des Projekts auf der UDB-Webseite